Samstag, 28. Juni 2014

Nex Interview



Nex ist bisher meist nur als Partner von Acaz in Erscheinung getreten. Eigene Tracks gab es so gut wie nicht. Jetzt kommt er jedoch mit einem Soloalbum anmarschiert, und die erste Videoauskopplung schlägt schonmal in eine unerwartete Richtung ein.
Das Album ist jetzt schon länger angekündigt, aber am 08.08.2014 wird es endlich erscheinen. Deswegen habe ich den Member von KHU und No Return Records zum Interview gebeten. Viel Spaß damit!

CYKEB: Servus Nex, alles klar?
Nex: Soweit alles latscho, bei dir?

CYKEB: Mir geht's top! Bald steht ja dein Album an, wie wird es heißen und und was kann man davon erwarten? Konzept, Inhalte, Features, Produzenten...?
Nex: Ja, ich hab es auch mal gepackt, ein Soloalbum zu machen. Das gute Teil wird „Bruchstücke“ heißen. Mir war wichtig, weiter als Künstler wahrgenommen zu werden, der zwar eine bestimmte Musikrichtung verfolgt, sich aber nicht in ein Image pressen lässt. Daher ist das Album thematisch sehr abwechslungsreich und vor allem böse persönlich! Man bekommt Bruchstücke meiner Persönlichkeit zu hören, aber erfährt auch von einzelnen Spittlern, die an mir weggebrochen sind. Nex-Stoff, wie man ihn kennt: Nachdenklich-Depressive Tracks gemischt mit einigen wenigen aggressiven Tracks im Blutrachestil. Ich beschäftige mich zum großen Teil in dem Album mit mir und meiner Umwelt hier.
Die Feats. sind das übliche, verdächtige Gesocks: Acaz ist natürlich oft vertreten, dazu die NRT-Crew, Falo666 und Krijo Stalka.
Ich bin außerdem stolz, dass richtig viele Top-Produzenten mich unterstützen. Unter anderem dabei: Stalka Beatz, Dopetones, Digital Drama, MP44, Allibastah Beatz oder Krypta Beatz.

CYKEB: Wie ist eigentlich dein genauer Werdegang als Rapper?
Nex: Ich hab angefangen wie viele glaube ich, man raucht zuviel Gras und schiebt einen Rapfilm! Bei mir war das irgendwann 2007. Ich hab mich damals richtig down gefühlt, weil ich viel Gras geraucht hab und auf einmal nicht mehr darauf klar kam. Dann hab ich Texte geschrieben ohne Struktur, blätterweise. Ich wusste nix von 16 Zeilen, ich hab auch niemandem was erzählt darüber. Irgendwann hab ich das Psytik erzählt, der ist dann direkt zu Zer.Fleisch gerannt, obwohl ich das nicht wollte, der Hund :-D Fleisch hat sich das angehört und fand einige Sachen gut und hat mich unterstützt und mich erstmals mit Beats versorgt. Acaz kenne ich auch schon ewig, ich wusste das er ein billiges Mic in der Ecke stehen hat. Musikalisch hat das direkt gepasst, dicke Freunde waren wir eh, und so nahm das dann seinen Lauf. Ohne Fleisch würde ich heute nicht rappen.


CYKEB: Du rappst ja auch nicht seit gestern, jedoch ist das jetzt dein erstes Solo-Release. Wieso die lange Wartezeit?
Nex: Nachdem ich paar Mal Acaz' Mic vergewaltigt hatte, nahm uns Zer.Fleisch mit zu eR, da war sein damaliges Studio. Dort wollten wir „Blutrache“ aufnehmen. Mit uns kam allerdings auch der ganze Mopp von draußen, also hieß es jedes Wochenende dort Abriss mit sau vielen Freaks und allen Konsequenzen. Das war eine der verücktesten Zeiten. Rap war Spaß, weißte? Manchmal war man zu dicht zum aufnehmen, manchmal kein Bock. Durch die Scheisse haben wir bestimmt ein Jahr dort aufgenommen. Dann kam es zum Streit, alle Aufnahmen waren weg, wir mussten alles neu machen und haben Blutrache damals aus heutiger Sicht unfertig und ein Jahr später rausgehauen. Nach meinem Release ist bestimmt irgendwann mal Blutrache 2 geplant, da machen wir das wieder gut ;-D Die Eiszeit-Geschichte danach kennt leider jeder. Nach den Problemen bei der Umsetzung hatte ich erstmal kein Bock auf Mucke und hab ewig nur paar Feats gemacht aus Fun, ich sah keine Perspektive. Das hat sich mittlerweile wieder geändert.

CYKEB: Der KHU-Sampler sowie der Sanatorium II kamen beide ungefähr Zeitgleich, auf beiden warst du stark beteiligt. War das nicht ein bisschen stressig?
Nex: Manchmal schon, zumal ich zu der Zeit nicht in Kreuznach, sondern in Frankfurt gewohnt habe. Immer Zug fahren, um dann ins mittlerweile neue Studio zu kommen und aufzunehmen. Trotzdem war der KHU-Sampler eine Herzensangelegenheit und es macht immer Bock, mit den Freaks im Studio zu hängen! Die Texte schrieben sich fast von selbst. Sanatorium II war natürlich auch krass, weil ich das erste Mal mit den NRT Leuten was gemacht hab. Das Albumkonzept ist ein ganz anderes, also konnte man je nach Laune Sanatorium oder KHU-Sampler schreiben.

CYKEB: KHU ist ja deine Crew. Inwiefern haben dich die Crew, als auch Bad Kreuznach beeinflusst?
Nex: Sehr, nicht nur musikalisch. KHU gab es schon vor Rap, ich hänge seit ich denken kann immer mit nahezu den selben Leuten ab, schon jahrelang. Egal wie brenzlig die Lage war, konnte ich mich blind immer zu 100% auf jeden verlassen. Wenn man zwischen Drogenkonsum und verrückten Gestalten hängt ist das wichtig. Man lernt viel, erlebt viel, denkt aber auch viel nach und sieht Beispiele, wie man es selbst nicht machen will. Irgendwann kennt man echt viele Gesichter in so einer drogenverseuchten Kleinstadt, das ist nicht immer gut. Daraus ziehe ich u. a. den Stoff für die Texte.



CYKEB: Man hat zwar schon viel von dir gehört, jedoch sind das meistens keine Solotracks. Hast du Bedenken, dass man dich auf den Kollabo- oder Feature-Partner reduzieren könnte?
Nex: Klar, bisher waren es ja nur Features :-D Wie gesagt, Rap war Fun, wenn ich kein Bock hatte, kam nix von mir, dazu kam einiges an Scheisse auf mich zu. Ich hab wirklich damals die Perspektiven nicht gesehen, also war ich lieber crewmäßig am Start. Mit meinem Solo soll sich das jetzt ändern, ich will zeigen, dass ich auch was kann, auch wenn musikalisch nicht alles nach Traum verlief bei mir in der Vergangenheit. Für das Solo hab ich mir die nötige Zeit genommen und NRT hat sie mir auch gegeben. Ich musste ja bei null anfangen, ich hatte nicht mal ne Facebook-Page und hatte noch nie mit irgendeinem Produzenten überhaupt Kontakt.

CYKEB: Was hat sich effektiv für dich verändert, seitdem du bei No Return bist? Und wie kam eigentlich der Kontakt zustande?
Nex: Einiges, Musik ist mir noch wichtiger geworden, als sie vorher schon war. Die Strukturen sind viel professioneller geworden. Die Soundquali ist besser geworden, allerdings muss man heute auch manchmal schreiben, wenn man eigentlich keine Zeit hat hahaha. Aber es ist zu ertragen... Ich hab gelernt, dass es wichtig ist, sich um eigene Projekte selbst zu kümmern, damit man den Überblick hat. Der Kontakt kam über Acaz, klar. Zu der Zeit hab ich kaum noch was geschrieben und da ich sowieso ein Minus-Mensch bin, war ich erst dagegen. Dann hab ich paar mal mit K-Fik telefoniert, er hat uns bei der Eiszeitgeschichte geholfen und heute bin ich da.

CYKEB: Wie würdest du einem fremden, der deine Musik noch nie gehört hat, beschreiben?
Nex: Ich würde sagen, die ist richtig latscho hahaha. Kein Plan, ich bin flexibel, dass sollen andere beurteilen. Ich finde, sie ist ehrlich, deep-depressiv-melancholisch oder hart, je nach Projekt und nach meiner Laune.

CYKEB: Hörst du selber auch deutschen Untergrundrap?
Nex: Ich hab früher sehr gerne Basstard gehört, auf dem „Verdammt“-Album bin ich gut hängengeblieben damals, auch Krijo hab ich sehr krass gefeiert. Mittlerweile höre ich echt kaum noch Sachen aus dem Untergrund, außer unsere eigenen.



CYKEB: Deine Inhalte beziehen sich (vereinfacht gesagt) oft darauf, dass du viel auf der Straße gehangen bist, Scheiße gebaut hast und ein schweres Leben hattest. Was steckt da genau dahinter und ist es immer noch so?
Nex: Ich selbst sehe meine Musik nicht so. Klar hab ich von Anfang an mit den Jungs draußen gehangen und war einer der ersten bei KHU, dennoch hatte ich kein extrem schweres Leben. Ich hab nie selbst Drogen verkauft, zugestochen oder richtig harte Drogen genommen. Aber sowas ist natürlich passiert und ich war eigentlich immer mitten drin und hab vom Staat dafür auch eins mit der Keule bekommen. Andere Jungs von mir hatten und haben immer noch ein viel schwereres Leben als ich. Ich bin auf keinen Fall ein Straßenrapper! Ich verarbeite Dinge, die passierten und bin dadurch inspiriert. Rap hilft da richtig krass. Wenn man mit einem Haufen Bekloppter rumhängt, ist es normal, dass Scheiße passiert. Ich bin mittlerweile 24, wir alle sind älter geworden, so extrem wie früher ist es nicht mehr. Man sieht sich auch nicht mehr jeden Tag, jeder muss irgendwann seinen eigenen Weg gehen. Aber wenn wir uns alle treffen, kann man aus heutiger Sicht echt tagelang über verschiedene Storys ablachen, die damals passiert sind. Verpasst hab ich nix in meiner Jugend.

CYKEB: Danke für das Interview, die letzten Worte gehen an dich.
Nex: Jo Tschabos, holt euch mein Solodebüt „Bruchstücke“, ich finde, es ist echt krass geworden, es kommt am 08.0814. Das Ding gibt’s unter www.noreturn-shop.de. Ich grüße hier alle Fans, die hinter mir und meinen Jungs stehen. Rastet weiter so aus und unterstützt echte Untergrundmusik, Acaz/Nex-Shit. Ohne euch würde es die Mucke nicht mehr geben.
Haltet die Woscht hoch!


Hier noch die Bestelllinks zu Bruchstücke:
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